2002: Der OSCHWALD und das Guiness-Buch der Rekorde

Tausende flanierten am „Waldkircher Sonntag“ auf dem 415,5 Meter langen Läufer. Ein Eintrag ins Guinness-Buch dürfte sicher sein.

Eine Stadt rollt den Teppich aus

WALDKIRCH. „Als im Eilverfahren bestellter Urkundsbeamter, ehemaliger Bürgermeister und Jurist bestätige ich, dass der in der Lange Straße in Waldkirch ausgelegte rote Teppich, der eine Breite von vier Metern hat und der im Beisein zahlreicher Zeugen gemessen wurde, die Länge von 415,50 Meter erreichte“.

Mit großem Beifall quittierten die vielen Besucher, die sich am Ende des roten Teppichs beim Sporthaus Armin eingefunden hatten, diese Mitteilung von Hugo Eisele nachdem er, Bürgermeister Stefano Cimicchi aus Orvieto und Präsident der Cittàslow, Manuela Sillius, deutsche Koordinatorin der Vereinigung der lebenswerten Städte und die Organisatoren dieses Waldkircher Erlebnissonntags das Messgerätes der Straßenbauverwaltung genau abgelesen hatten. Damit dürfte dies der längste aller je ausgelegten roten Teppiche gewesen sein und einer Aufnahme in das Guinness-Buch der Rekorde könnte eigentlich nichts mehr entgegen stehen.

Begonnen hatte das große Spektakel am Sonntag Morgen um 7.30 Uhr, als die Lieferwagen der Firma Oschwald beim Sporthaus Armin vorfuhren und in der bereits zuvor abgesperrten Lange Straße anfingen, zehn große Rollen abzuladen und die roten Teppiche zu verlegen. Elegant schwang sich dieser auch durch die leichten Kurven in der Stadtmitte, bevor er unweit der Post endete. „Ein wirklich ungewohnter Anblick“, so ein Waldkircher, der auf dem Weg zum Bahnhof war, und einige Fotografen ließen sich das rote Straßenbild nicht entgehen. Die meisten Menschen, die um diese Zeit schon unterwegs waren, scheuten sich allerdings, den Teppich zu betreten. Ein „Herold“ schulterte sein Fahrrad und ging zu Fuß über das kostbare Stück.

Dann war es soweit. Die St. Georgs-Pfadfinder hatten den roten Teppich mehr symbolisch abgesperrt, die italienischen und deutschen Ehrengäste waren am Marktplatz angekommen und Bernhard Steinhart, zusammen mit Winfried Oschwald Organisator dieses „Waldkircher Sonntags“ gab den Teppich frei. Die Schwarzenberger Herolde waren dabei und erfreuten, ebenso wie die Orgelfreunde, mit ihrem Spiel die schon recht vielen Besucher, die Bürgermeister Richard Leibinger ebenso wie die Gäste willkommen hieß.

In der Zwischenzeit hatten sich schon viele Stände entlang des roten Teppichs etabliert. Noch waren die Straßencafes nicht sonderlich frequentiert, was bei dem Nieselregen nicht verwunderte. Aber dem Flanieren unter dem Regenschirm stand ja nichts im Wege. Die Geschäfte hatten sich sehr viele Mühe gegeben, attraktive Dinge anzubieten, und wer Hunger oder Durst verspürte, fand leckere Speisen und Getränke vor.

Im Rathaussaal trugen sich derweil die Gäste in das Goldene Buch der Stadt ein und in der Engelstraße wurde anschließend die vom Siensbacher Bildhauer Klaus-Dieter Kienzler geschaffene Orgelwippe den Kindern zur Benutzung übergeben. Oliver Dormanns für die Werbegemeinschaft und Richard Leibinger für die Stadt bedankten sich beim Künstler für das vortreffliche Werk, den Sponsoren für die Mithilfe bei der Verwirklichung, den Waldkircher Orgelfreunden für die Begleitmusik bei der Übergabe der Wippe, die auch gleich von einigen Kindern ausprobiert wurde.

Im Nu hatten sich die Straßen am frühen Nachmittag gefüllt und Tausende von Besuchern spazierten auf dem roten Teppich, besetzten den letzten Stuhl in den Straßencafes oder gingen zum Schauen und Einkaufen in die inzwischen geöffneten Geschäfte.

Dann ging es ans genaue Maßnehmen. Ausgerüstet mit einem geeichten Messgerät, das von Manuela Sillius gefahren und die von allen Gästen und den Organisatoren des „Roten-Teppich-Sonntags“ eskortiert wurde, ging es in Richtung Vorstädtchen, begleitet von einer Abordnung der Schwarzenberger Herolde. Gespannte Aufmerksamkeit dann am Ende des Teppichs bei Besuchern und „Offiziellen“: 415,50 Meter: Das müsste reichen ins Buch der Rekorde. Waldkirch und seine Gäste aber hatten einen schönen Sonntag erlebt.

Artikel der Badischen Zeitung, 6.5.2002, Eberhard Weiss